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Rhythmus und literarische Übersetzung

O.A.S.E. (16.61)

Organisation: Institut für Romanistik (Romanistik IV: Romanistische Sprachwissenschaft – Französisch, Italienisch), Centre for Translation Studies 

 

Jede „activité de langage“, jede sprachliche Aktivität, so die Ansicht des französischen Rhythmusforschers Henri Meschonnic, ist durchdrungen von Rhythmus. Für Meschonnic entsteht Rhythmus spontan, als Zusammenspiel aus Lexik, Syntax, Prosodie. Für weniger radikale Sprachforscher*innen dagegen ergibt sich Rhythmus geplant, als gestaltete Struktur, etwa durch das Wiederholen von Akzent- oder Silbenmustern, von Wörtern oder Konstruktionen, von Text-Bild-Relationen. Lassen sich diese unbewusst oder gezielt geformten Linien in einer anderen Sprache nachempfinden? Ist der Rhythmus eines Gedichts oder eines Comics übersetzbar? Zwei Vorträge formulieren mögliche Antworten, anschließende Workshops stellen ausgewählte Beispiele zum Jiddischen und Französischen mit deren deutschen Übersetzungen zur Diskussion.

Die Veranstaltung kombiniert theoretische Zugänge zum Thema Rhythmus in Sprache und Übersetzung mit einer übersetzungspraktischen Perspektive. Auf zwei Vorträge folgen jeweils kurze Workshops, in denen konkrete Fragestellungen bearbeitet werden sollen. Ziel ist eine Sensibilisierung für semiotisch wirksame Phänomene, die in literarischen, traditionellen und multimodalen Texten als Rhythmus gefasst werden können und bisher noch zu selten in der Translationswissenschaft zur Kenntnis genommen wurden. Die Veranstaltung ist offen für alle Sprachinteressierten und richtet sich insbesondere an Forschende, Dozierende und Studierende im Masterstudiengang Literaturübersetzen und in der Abteilung Jiddische Kultur, Sprache und Literatur sowie an die Mitglieder des Comicfoschungsnetzwerks icon. Jiddische und französische Sprachkenntnisse sind keine Voraussetzung.

 

Kurzvorträge und Workshops 

Ass.-Prof. Dr. Marco Agnetta (Innsbruck): Zur Übertragung von Bild- und Textrhythmen in Comic-Übersetzungen

Marco Agnetta ist Assistenzprofessor am Institut für Translationswissenschaft an der Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a.: Semiotik der (multimodalen) Übersetzung, Übersetzungshermeneutik sowie Rhythmuskonzepte in Sprache und Translation. Er ist Mitherausgeber eines Bandes zu Meschonnics Rhythmusbegriff. 

Prof. Dr. Efrat Gal-Ed (Köln): Aus dem Jiddischen ins Deutsche. Lässt sich Rhythmus bei Nahsprachen leichter übertragen? 

Efrat Gal-Ed ist Malerin, Autorin und Jiddistin. Von 2010 bis 2024 lehrte sie Jiddistik an der Heinrich-Heine-Universität, seit 2016 als Professorin. Sie übersetzt Lyrik aus dem Hebräischen und Jiddischen ins Deutsche und hat sich besonders dem Werk des jüdischen Schriftstellers Itzik Manger gewidmet, über den sie 2016 eine Biografie veröffentlich hat. 

Moderation: Apl. Prof. Dr. Martina Nicklaus (HHU) 

Martina Nicklaus ist außerplanmäßige Professorin am Institut für Romanistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Sie lehrt romanistische Sprachwissenschaft (Italienisch, Französisch) und literarische Übersetzung aus dem Französischen und Italienischen ins Deutsche. Ihr Forschungsinteresse gilt u.a. der kontrastiven Linguistik, der forensischen Linguistik und der intralingualen Übersetzung in Leichte/Einfache Sprache.

Kategorie/n: Anglistik und Amerikanistik, Anglistik 5